Wie gesund ist Früchtemüsli wirklich?
Früchtemüsli genießt seit Jahrzehnten den Ruf, ein gesundes und ausgewogenes Frühstück zu sein. Mit getrockneten Früchten, Vollkornflocken und oft dem Etikett „Bio“ versehen, vermittelt es das Bild eines ernährungsphysiologisch wertvollen Produkts. Doch wie viel bleibt von diesem Image übrig, wenn man die Inhalte kritisch analysiert?
Das Verbrauchermagazin ÖKO-TEST ist dieser Frage zum wiederholten Mal nachgegangen – und hat anlässlich seines 40-jährigen Bestehens 40 Früchtemüslis unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich: Der Grat zwischen gesunder Mahlzeit und zuckerreicher Falle ist schmal. Auch in puncto Schadstoffbelastung und Verpackung gibt es weiterhin viel zu beanstanden.
Was steckt wirklich in unserem Frühstück?
Zentrales Thema des Tests war erneut der Zuckergehalt. Obwohl viele Anbieter ihre Produkte mit Auslobungen wie „ungesüßt“ oder „ohne Zuckerzusatz“ versehen, enthalten manche Müslis bis zu ein Drittel Zucker. Dieser stammt meist aus den enthaltenen Trockenfrüchten wie Rosinen, Datteln oder Feigen. Zwar ist diese Art von Zucker nicht zugesetzt, sondern natürlich vorhanden – doch aus gesundheitlicher Sicht macht das kaum einen Unterschied. Denn ob Saccharose oder Fructose: Zucker bleibt Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine maximale Tageszufuhr von 25 Gramm – und die ist mit nur einer Müsliportion schnell erreicht.
ÖKO-TEST bewertet deshalb Produkte mit sehr hohem Zuckergehalt kritisch, auch wenn die gesetzliche Deklaration korrekt ist. Gerade das Beispiel des „süßen Spitzenreiters“ mit 32 Gramm Zucker auf 100 Gramm zeigt: Gesundheitsversprechen auf Verpackungen sagen wenig über den tatsächlichen Nährwert aus. Die Orientierung an der Nährwerttabelle bleibt unerlässlich.
Sind Bio-Müslis automatisch besser?
Bio-Müslis schneiden im Test von ÖKO-TEST mehrheitlich besser ab als konventionelle Produkte. In Bezug auf Pestizidrückstände waren sie fast durchgehend unauffällig. Anders sah es bei vielen konventionellen Mischungen aus, in denen das Labor ein ganzes Spektrum an Rückständen fand – bis hin zu 17 verschiedenen Pestiziden in einem einzigen Produkt. Darunter befanden sich auch besonders bedenkliche Substanzen wie Glyphosat oder Tebuconazol. Diese Stoffe stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein und sind teilweise in der EU nicht mehr zugelassen.
Besonders problematisch erscheinen solche Mehrfachrückstände, weil ihre Wechselwirkungen bislang kaum erforscht sind. Studien deuten bereits Zusammenhänge mit Erkrankungen wie Parkinson an. Dass diese Substanzen häufig mit importierten Rosinen in Verbindung gebracht werden – insbesondere aus China – zeigt, wie global und komplex die Lieferketten solcher Produkte sind.
Wie sieht es mit Schadstoffen und Hygiene aus?
Ein weiterer Schwerpunkt des Tests war die Suche nach Mineralölrückständen. Diese gelangen meist über Verpackungen, Maschinenöle oder Transportmaterialien in die Lebensmittel. Während Spuren von sogenannten MOSH (gesättigte Kohlenwasserstoffe) in mehreren Produkten gefunden wurden, stieß das Labor in einem Fall sogar auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) – eine Stoffgruppe, die krebserregende Verbindungen enthalten kann. Das betroffene Produkt wurde von ÖKO-TEST folgerichtig mit „ungenügend“ bewertet.
Ein Einzelfall mit besonderer Brisanz betrifft das Schimmelpilzgift Ochratoxin A (OTA). Es wurde in einem getesteten Früchtemüsli gefunden und gilt als krebserregend, erbgutschädigend und immunsystemschwächend. Die Bildung solcher Toxine kann durch unsachgemäße Lagerung von Getreide oder Trockenfrüchten begünstigt werden – ein hygienisches Problem, das selten, aber sehr ernst zu nehmen ist.
Warum spielt auch die Verpackung eine Rolle?
Auch Umweltthemen fließen zunehmend in die Bewertung von Lebensmitteln ein. ÖKO-TEST monierte in mehreren Fällen überflüssige Umverpackungen: Müslis, die zusätzlich zum Kunststoffbeutel in einem Pappkarton verkauft werden. Diese doppelte Verpackung erhöht die Müllmenge, ohne einen wirklichen Mehrwert für den Produktschutz zu bieten. Verpackungsdesign wird hier klar als Marketingfläche genutzt – zum Nachteil der Umwelt.
Was lernen wir aus diesem Test?
Der große Früchtemüsli-Test von ÖKO-TEST 2025 macht deutlich: Die gesunde Frühstücksalternative hat ihre Tücken. Viele Bio-Produkte bestätigen zwar ihren guten Ruf und schneiden sehr gut ab. Doch auch dort sind gelegentliche Ausreißer bei Schadstoffen möglich. Konventionelle Produkte zeigen hingegen häufig Belastungen mit Pestiziden und Zucker, die aus gesundheitlicher Sicht problematisch sind.
Wer bewusst einkauft, sollte nicht allein auf Werbeversprechen vertrauen, sondern einen kritischen Blick auf die Nährwertangaben und Inhaltsstoffe werfen. Denn in der Welt des Müslis entscheidet nicht das Etikett, sondern die Analyse. Ein hochwertiges Früchtemüsli kann ein wertvoller Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein – doch nur, wenn es ehrlich und sauber gemacht ist.
Original Beschreibung von Öko-Test:
"Bunter Mix zum Jubiläum: Von Grün für „sehr gut“ bis Tiefrot für „ungenügend“ – die Früchtemüslis reizen unser farblich abgestuftes Bewertungsschema aus. Notenabzüge gibt es vor allem für zu viel Zucker, Pestizide wie Glyphosat und ein Schimmelpilzgift."