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Statista kostenlos - Wenn Premium nicht immer Premium ist.

Keine Frage, Statista ist eine der Erfolgsstories in der deutschen Internetszene. Statista ging 2008 online, 2015 kaufte Ströer eine 78,8% Mehrheit für 57 Millionen Euro (Quelle: WuV.de). Nach eigenen Angaben des Unternehmens bietet Statista „über 1.000.000 Statistiken zu über 80.000 Themen aus mehr als 18.000 Quellen“. Das Geschäftsmodell: ein Teil der Statistiken sind nur einsehbar, wenn der Kunde dafür zahlt. Ab 49€ im Monat (netto) muss der Kunden dafür auf den digitalen Ladentisch legen, Mindestlaufzeit 12 Monate, macht 588€ für ein Jahr.

Muss der Gelegenheitsnutzer auf Statista verzichten?

Der Gelegenheitsnutzer muss also auf Statista verzichten. Aber muss er wirklich?

Nein, denn Statista macht das, was viele Premium-Content Anbieter machen, z.B. wenn Sie auf bestimmte Trafficquellen nicht verzichten wollen und mit die Premium-Content Häppchen versorgen oder wenn sie denken, dass User durch einen kurzen Blick auf Premium-Inhalte eher ein Premium-Abo abschließen werden.

Sie zeigen unterschiedlichen Besuchern unterschiedliche Versionen eines Diagramms, einer Seite an, wenn diese über unterschiedliche Quellen auf die Seite zugreifen.

Besucht ein User Statista und ruft er eine Premium Statistik auf, dann sieht er folgendes Bild: Über dem Content liegt ein „Layer“, darunter erscheint nur die Andeutung einer Statistik ohne Daten und Beschriftungen (siehe hier)

Der Google Nutzer sieht mehr

Sucht ein User allerdings eine Statistik über Google, klickt auf ein Suchergebnis, das zu Statista führt und wird über einen Google Referral Link geleitet bekommt er ein anderes Bild zu sehen. Wenn er Statista zum ersten Mal besucht, bzw. wenn kein Cookie von Statista im Browser gespeichert ist oder diese Cookies gelöscht wurden.

Dann wird ein anderer Layer angezeigt, der geschlossen werden kann, wenn der User auf das graue Kreuz klickt. Unter dem Layer sieht der User dann fast die vollständige Premium-Statistik - ohne zu zahlen. Allein die Grafik mit der Aufschrift „Exklusiver Inhalt“ soll dem User scheinbar vermitteln, dass er doch noch zahlen muss, um alle Inhalte zu sehen. Diese Grafik verdeckt nämlich auf manchen Diagrammen den letzten Datenpunkt, bzw. einen Teil des jeweiligen Diagramms.

So lässt sich das Beispiel nachvollziehen:

  1. Suchen Sie sich auf Statista eine Premium-Statistik, kopieren Sie die komplette URL.
  2. Löschen Sie die Cookies Ihres Browsers.
  3. Gehen Sie zu Google, fügen Sie hier die URL ins Suchfeld ein und suchen Sie so nach genau dieser Seite.
  4. Klicken Sie auf das Suchergebnis.

In unserem Test hat dies mit jeder von uns geprüften Premium-Statistik funktioniert.

Unser Rat

Ein Blick in die Konsole des Browsers (Zum Beispiel im Chrome-Browser: Rechtsklick auf die Grafik, dann „Untersuchen auswählen“) zeigt allerdings, dass diese Grafik nur über das Diagramm gelegt wurde und sich mit 2 Klicks löschen lässt. Premium-Informationen also auch für Nicht-Premium Google Nutzer. Surft der User weiter und möchte eine weitere Premium-Statistik aufrufen, wird diese ebenfalls kostenlos angezeigt. Bei der nächsten Premium-Statistik wird allerdings wiederum der Layer angezeigt, den der User nicht wegklicken kann.

Ein echter Schutz des Premium-Contents ist aber nicht gewährt, denn sobald der User seine Cookies löscht und die jeweilige Premiumstatistik über Google sucht und über Google dort hingelangt, werden eigentlich kostenpflichtige Premium-Statistiken auch jedem nichtzahlenden User angezeigt.

Dies mag der optimale Weg sein, um neue Premium-Kunden zu generieren. Ob Premium-Kunden, die als Einzelkunden immerhin 49€ / Monat zahlen, das optimal finden, darf bezweifelt werden.

Bezweifelt werden darf auch, dass ein User je zum Premium-Kunden wird, wenn er generell keine Cookies akzeptiert, aber Statistiken (z.B. mit der URL der Premium-Statistik) immer über Google sucht und über eine Google URL zu Statista gelangt. Denn warum sollte er zahlen, wenn er die „Premium“-Statistiken auch so sehen kann?

Wir raten Statista dazu, Premium Content immer nur Premium-Kunden anzuzeigen. Denn nur dann ist Premium auch wirklich Premium.

Daniel Brückner - 09.12.2016