Stiftung Warentest: Totalausfall bei Kinderfahrradanhängern - Sicherheits- und Schadstoffprobleme auf breiter Front
In der neuesten Ausgabe von Stiftung Warentest wurden zehn Kinderfahrradanhänger, darunter sieben Zweisitzer und drei Einsitzer, auf Herz und Nieren geprüft. Das Ergebnis ist alarmierend: Kein einziger Anhänger erreichte eine gute Bewertung, alle getesteten Modelle fielen aufgrund von schwerwiegenden Sicherheitsmängeln und dem Nachweis schädlicher Chemikalien durch.
Sicherheitsbedenken und Schadstoffbelastungen
Kinderfahrradanhänger bieten Eltern eine praktische Möglichkeit, ihre Kleinen sicher und bequem mit dem Fahrrad zu transportieren. Doch der aktuelle Test von Stiftung Warentest zeigt, dass diese Anhänger in puncto Sicherheit und Schadstofffreiheit stark zu wünschen übrig lassen. Egal ob günstiges Modell für 350 Euro oder High-End-Gerät für 1300 Euro – keiner der getesteten Anhänger konnte überzeugen. Besonders problematisch sind die hohen Konzentrationen an Schadstoffen wie per- und polyfluorierten Substanzen (PFAS) sowie strukturelle Sicherheitsmängel, die im Ernstfall lebensgefährliche Folgen haben können.
Schadstoffbelastungen: Verbotene Substanzen in allen Modellen
Ein zentrales Problem, das bei fast allen getesteten Anhängern auftrat, ist die Belastung mit PFAS. Diese Chemikalien werden häufig verwendet, um Textilien wasser- und schmutzabweisend zu machen. Allerdings sind sie extrem umweltschädlich, da sie sich in der Natur nicht abbauen und sich in Lebewesen anreichern können. Seit 2020 sind viele dieser Substanzen in der EU verboten, dennoch wurden sie in hohen Konzentrationen in den Sitzbezügen und Kabinenstoffen der Anhänger nachgewiesen.
Besonders betroffen waren die Modelle von Hamax, Croozer und Thule, die allesamt PFAS oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte enthielten. Neben PFAS wurden auch andere gefährliche Stoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die krebserregend sein können, und Phthalat-Weichmacher, die hormonell wirksam sein können, nachgewiesen. Diese Schadstoffe fanden sich in Gurten, Sitzen und Griffen mehrerer Anhänger, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die kleinen Passagiere darstellt.
Sicherheitsmängel: Lebensgefahr bei Unfällen
Nicht nur die chemische Belastung stellt ein großes Problem dar, sondern auch die mangelnde Sicherheit der Anhänger. Vier Modelle versagten im Sicherheitstest komplett: Bei den Modellen Thule Coaster XT, Hamax Cocoon sowie den Croozer-Modellen Vaaya 2 und Keeke 1 boten die Kabinen beim Überschlag zu wenig oder gar keine Kopffreiheit, was zu schweren Kopfverletzungen führen kann, wenn das Gespann kippt oder einen Unfall hat. Besonders gravierend ist der Fall des Thule Coaster XT, bei dem im Dauertest die Deichsel brach, was eine Katastrophe hätte auslösen können. Ein weiteres sicherheitsrelevantes Problem zeigte sich bei der Nutzung als Buggy: Bei mehreren Modellen war die Konstruktion instabil, was das Risiko eines Umkippens oder einer falschen Lastenverteilung erhöht.
Reaktionen der Hersteller: Maßnahmen und zukünftige Verbesserungen
Die alarmierenden Ergebnisse führten zu verschiedenen Reaktionen seitens der Hersteller. Croozer kündigte an, die betroffenen Modelle zu überarbeiten und für die nächste Saison durch neue, verbesserte Versionen zu ersetzen. Thule und Hamax hingegen stellten die Ergebnisse infrage und verwiesen auf eigene Tests, die keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Dennoch versprachen sie, die Verwendung von PFAS in zukünftigen Modellen zu vermeiden und intensivere Kontrollen durchzuführen. Qeridoo reagierte, indem sie den Verkauf des betroffenen Modells Kidgoo 2 Fidlock Edition stoppte, bis die Ursache für die erhöhte Schadstoffbelastung geklärt ist. Der Hersteller plant, die Produktion erst wieder aufzunehmen, wenn die gesetzlichen Vorgaben zweifelsfrei erfüllt werden können.
Fazit: Kein Modell ohne gravierende Mängel
Stiftung Warentest kommt zu einem klaren und ernüchternden Schluss: Keiner der getesteten Kinderfahrradanhänger ist empfehlenswert. Die Kombination aus hohen Schadstoffbelastungen und schwerwiegenden Sicherheitsmängeln macht die Nutzung dieser Anhänger für Eltern und Kinder riskant. Der Rat an die Verbraucher lautet daher, vorerst auf den Kauf neuer Anhänger zu verzichten und gegebenenfalls auf gebrauchte Modelle zurückzugreifen, die vor dem Kauf gründlich auf ihre Sicherheit überprüft werden sollten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Hersteller die Kritik ernst nehmen und in Zukunft sicherere und schadstofffreie Produkte anbieten werden. Bis dahin sollten Eltern besondere Vorsicht walten lassen und die Nutzung dieser Anhänger gut überdenken.
Original Beschreibung von Stiftung Warentest:
"Kinderfahrradanhänger Schadstoffe, Sicherheitsmängel und eine gebrochene Deichsel: Kein Anhänger kommt gut ans Ziel. Die sieben Zweisitzer und drei Einsitzer im Test sind allesamt mangelhaft."